Albstadt

Als am Freitag (06.09.2024) über den Christopher Street Day (CSD) hier in Albstadt (Baden-Württemberg) berichtet wurde, wo ich gerade seit Dienstagabend mit meinen Eltern und einem Onkel bin, wurde einiges falsch dargestellt. Die Stadt ist seit 79 meine dritte Heimat. Meine Oma hat 100 Jahre fast immer hier gelebt. Und wir haben sie immer wieder besucht. Deshalb kenne ich Albstadt ganz gut und kann es auch einigermaßen beurteilen.

Hochburg

Also: Erstens war und ist Albstadt keine NPD- oder AfD-Hochburg. Es gibt keine AfD im derzeitigen Gemeinderat und zweitens ist Albstadt auch nicht so christlich geprägt, wie es am Abend in der ARD dargestellt wurde. Klar, sie ist eher konservativ eingestellt, aber auch nicht besonders im Vergleich zu anderen Gemeinden in Deutschland. Und das ist auch nicht schlimm. Aber letztlich hätte das ARD-Team doch etwas gründlicher recherchieren sollen, bevor es über Albstadt und den CSD berichtet hat.

Albstadt-Ebingen
Albstadt-Ebingen

Probleme und Anfeindungen

Natürlich gibt es hier Probleme und Anfeindungen gegenüber anderen Menschen, aber das hat nichts mit der Albstädter Gesellschaft allein zu tun. Das ist ein allgemeines Problem in Deutschland. Leider! Die ganze gesellschaftliche Entwicklung ist im Moment eher rückwärtsgewandt. Deshalb ist es sehr gut und wichtig, dass es jetzt auch hier einen CSD gibt, um für Vielfalt und Akzeptanz zu demonstrieren. Auch in kleinen Städten oder Gemeinden gibt es queere Menschen. Die haben natürlich auch das Recht, frei zu leben und dafür zu demonstrieren. Leider haben wir zu spät von dem CSD erfahren, sonst wären wir auch hingegangen. Das ist logisch. Wir sind auch für Vielfalt und Akzeptanz. Gerade ich als Mensch mit Behinderung und offen denkender Mensch.

Toll, aber auch bedrohlich

Aber ein entfernter Verwandter von uns, der Arzt in Albstadt ist, war mit seinem Mann da und fand es toll, aber auch bedrohlich wegen der etwa 70 rechten Gegendemonstranten. Er fühlte sich an 1933 erinnert. Wir haben ihn vorgestern zufällig auf dem Wochenmarkt getroffen und er hat es uns erzählt.

In der Berichterstattung ist es nicht so deutlich geworden, wie bedrohlich es wirklich war. Das lag aber nicht am ARD-Team, sondern an den Medien allgemein. Die Medien schaffen es selten, Eindrücke oder Gefühle so zu vermitteln, wie sie wirklich sind, oder sie berichten einseitig.

Besser recherchieren

Auf jeden Fall hätte das ARD-Team eindeutig besser recherchieren oder nichts Falsches behaupten dürfen. So etwas ist gefährlich. Genauso wie das Hofieren der AfD in den Medien. Das ist nur kostenlose Werbung für die rechten Besserwisser, sonst nichts. Warum kapieren das die Medien nicht? Oder wenn man die Besserwisser schon einlädt, dann muss man sie richtig interviewen.

Starke Zahl

Unabhängig davon war der CSD mit 400 Teilnehmenden für mich eine starke Zahl. Ich hoffe, dass der CSD weitergeht. Der Veranstalter schließt das zumindest nicht aus. Das freut mich. Also in diesem Sinne hätte ich noch eine Chance hinzugehen.

Lorenzo

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8 Kommentare

      1. Danke für deine Aufklärung ich dachte du hast auf deinem Blog über etwas geschrieben und es ist dir ein Fehler passiert und möchtest das hier klar stellen so hab ich das gelesen

        Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß mit deinem Blog

        Schau gerne mal bei mir vorbei und sag mir was di von meinem Blog hältst

        Grüße

  1. Ja, das haben wir schon oft festgestellt, dass die Medien dazu neigen Dinge zu verdramatisieren (gibt es das Wort). Als es damals mit Corona in Venedig losging, war meine Schwester gerade vor Ort. In den Medien hieß es, dass keine das Hotel verlassen wurde, der Karneval abgesagt wurde usw… Sie meinte, so schlimm war es nicht mal im Ansatz. Die Gesamtsituation war zwar scheisse, aber bei Weitem nicht so dramatisch, wie es das Fernsehen sagte. Und ich saß hier in Deutschland und machte mir Sorgen um meine Schwester und hatte Angst, dass sie sie nicht nach Hause fliegen lassen würden. So kann es gehen. Um so wichtiger, auch die andere Perspektive darzustellen.

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