„Inklusion fängt im Kopf an.“ Dieser Satz ist allgegenwärtig – auf Podien, in Broschüren, in Reden von Menschen, die es gut meinen. Und ja, natürlich stimmt er. Aber ehrlich gesagt habe ich ihn inzwischen zu oft gehört. Er klingt richtig, aber auch bequem. So, als wäre Denken schon genug.
Wenn Inklusion aber im Kopf anfängt, warum bleibt sie dann so oft genau dort stecken?
Die Theorie klingt schön – bis der Aufzug kaputt ist
Neulich stand ich wieder einmal an einem Bahnhof. Ich wollte in den Zug steigen. Treppen stellen für mich kein Problem dar, solange sie gute Handläufe an beiden Seiten haben. Der Aufzug macht den Weg aber einfacher und komfortabler und ist für viele andere sogar unverzichtbar. Diesmal war er kaputt. Es gab keinen Ersatz, keinen Plan B. Nur ein Schild mit der Aufschrift: „Wir bitten um Verständnis.“
Ich stand da und dachte: Verständnis ist schön, aber es ersetzt keine funktionierende Barrierefreiheit. Solche Momente sind keine Katastrophen, aber sie summieren sich. Jede Stufe, jede geschlossene Tür und jede nicht barrierefreie App senden eine klare Botschaft: „Du gehörst hier nicht ganz dazu.“
Und genau da liegt das Problem: In der Praxis hört Inklusion oft dort auf, wo sie unbequem oder teuer wird.
Von Haltung zu Handlung
Ich glaube, die meisten Menschen wollen gar nicht ausschließen. Viele haben verstanden, dass Inklusion wichtig ist.
Aber zwischen Verstehen und Verändern liegt ein großer Unterschied.
Echte Inklusion braucht Menschen, die nicht nur sagen: „Ich bin offen“, sondern auch fragen:
„Was brauchst du, damit du hier genauso dabei sein kannst wie ich?”
Das klingt banal, ist aber revolutionär, weil es die Verantwortung von den Individuen weg und hin zur Gesellschaft verschiebt. Denn nicht ich bin das Problem, weil ich Hilfe brauche, sondern die Strukturen, die Hilfe nötig machen.
Inklusion mit Kopf, Herz und Händen
Vielleicht sollten wir den Spruch also wie folgt erweitern:
„Inklusion fängt im Kopf an, aber sie lebt in Herz und Händen weiter.“
Im Kopf entsteht Bewusstsein.
Im Herzen wächst Empathie.
Und in den Händen geschieht Veränderung.
Ich wünsche mir, dass wir diesen Dreiklang öfter hören. Nicht nur auf Plakaten, sondern auf Bahnsteigen, in Ämtern, in Schulen – überall dort, wo Alltag stattfindet. Denn dort entscheidet sich, ob Inklusion eine Idee bleibt oder endlich Wirklichkeit wird.
Mein Appell
Wenn du das nächste Mal jemandem begegnest, der anders ist als du, dann höre zu, frage nach und unterstütze ihn.
Inklusion passiert nicht, weil wir die richtigen Worte kennen. Sie passiert, weil wir handeln. Und manchmal bedeutet Handeln ganz einfach, den Aufzug zu rufen, eine Barriere zu melden oder jemanden mitzunehmen. Kleine Schritte mit großer Wirkung.
Denn nur so wird Inklusion mehr als ein Spruch im Kopf. Sie wird zur gelebten Realität.
Grüße, Lorenzo
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