Politik ähnelt oft einem großen Theater: Es gibt viel Lärm, große Versprechungen und schillernde Reden. Doch für die meisten Menschen im Alltag sind nicht die Aussagen meiner politischen Kolleg:innen in Talkshows entscheidend, sondern kleine Veränderungen, die das Leben wirklich leichter machen.
Ich wünsche mir eine Politik, die praktisch, konsequent und nachvollziehbar ist. Nicht Sonntagsreden oder Wahlkampfmanöver, sondern echte Schritte, die den Unterschied machen – besonders für diejenigen, die oft übersehen werden. Als jemand, der selbst mit Barrieren im Alltag konfrontiert ist, sehe ich sehr genau, wo Politik scheitert – und wo sie erfolgreich sein könnte.
1. Bürokratie reduzieren – echte Teilhabe statt Formulare
Eines der größten Hindernisse im Alltag ist die Bürokratie. Formulare, Anträge und endlose Nachweise kosten Energie, Zeit und Motivation. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich vor ein paar Monaten stundenlang damit kämpfte, einen einfachen Antrag digital einzureichen. Ein fehlender Button hier, eine unklare Anleitung dort – und schon fühlte ich mich ausgeschlossen. Viele Kolleg:innen reden von „Bürgernähe“, doch in der Praxis fühlt es sich oft anders an.
Ich wünsche mir vereinfachte Verfahren, klare Richtlinien und digitale Angebote, die wirklich funktionieren. Wenn Politik Barrieren abbaut, stärkt sie nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern die gesamte Gesellschaft.
2. Soziale Gerechtigkeit – keine Vorurteile gegen Schwache
Es reicht nicht, soziale Ungerechtigkeit zu beklagen – sie muss aktiv angegangen werden. Ich habe das Gefühl, dass die Politik in letzter Zeit zu oft diejenigen angreift, die ohnehin schon am wenigsten haben: Menschen, die auf Bürgergeld oder Grundsicherung angewiesen sind. Als wäre eine ganze Gruppe faul und verweigernd. Das ist schlicht falsch. Wer genau hinschaut, weiß, dass es nur eine Minderheit ist.
Ich kenne Menschen, die jeden Tag mehrere Stunden arbeiten, nur um über die Runden zu kommen. Ich kenne Menschen, die trotz harter Arbeit zusätzliche Unterstützung benötigen, weil das Leben teurer wird und jede Rechnung eine Herausforderung darstellt. Das gilt auch für mich als Bezieher von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung. Während die Schwachen in der Öffentlichkeit oft beschimpft werden, werden die Reichen immer reicher. Die Politik darf nicht den falschen Sündenbock suchen. Sie muss die gesellschaftliche Ungleichheit endlich adressieren, statt sie weiter zu verschärfen.
3. Inklusion ernst nehmen – überall, nicht nur auf dem Papier
Für mich ist Inklusion nicht nur ein Wort in Gesetzestexten. Vielmehr bedeutet sie, dass Menschen mit Behinderungen wirklich teilhaben können – egal, ob in der Schule, im Beruf, in der Freizeit oder im digitalen Raum.
Ich erinnere mich an einen Ausflug in die Stadt. Ich wollte einfach nur ein Restaurant besuchen, doch die Barrierefreiheit ließ zu wünschen übrig. Die Türen sind zu schmal, es gibt keine Rampe oder einen Handlauf an den Stufen und das Personal weiß oft nicht, wie es uns unterstützen kann. Für mich ist das ärgerlich, aber noch lange nicht unüberwindbar, da ich Treppen einigermaßen gehen kann. Für andere Menschen mit Behinderung hingegen kann so etwas den Zugang völlig unmöglich machen. Solche Alltagssituationen sind keine Ausnahme – und hier muss die Politik endlich handeln. Ich wünsche mir, dass die Kolleg:innen Inklusion nicht nur theoretisch diskutieren, sondern sie praktisch umsetzen: barrierefreie öffentliche Räume, barrierefreie Blogs beziehungsweise Webseiten, gleiche Chancen für alle. Kleine Veränderungen können hier einen großen Unterschied machen.
4. Verantwortung übernehmen – mutig, ehrlich, konstruktiv
Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und Integration sind große Themen, die nicht mit Reden allein gelöst werden können. Gefragt sind mutige Entscheidungen, ehrliche Kommunikation und konsequentes Handeln. Ehrlichkeit schafft Vertrauen, und Vertrauen ist das Fundament jeder Demokratie.
Ein besonders erschreckendes Beispiel ist die jüngste „Stadtbild“-Aussage, die ich bereits in einem früheren Blogbeitrag kritisiert habe: Sie ist rassistisch, daneben und spaltend. Solche Aussagen tragen nicht zu Lösungen bei, sondern vertiefen die gesellschaftlichen Gräben. Politik muss Brücken bauen, nicht Mauern.
5. Kleine Veränderungen mit großer Wirkung
Ich möchte keine leeren Worte hören. Ich möchte konkrete Veränderungen sehen. Kleine Schritte, die spürbar sind und den Alltag für alle Menschen verbessern. Politik sollte nicht nur laut, sondern auch wirksam sein. Sie sollte die Schwachen schützen, Ungerechtigkeiten bekämpfen und für ein Miteinander sorgen, statt Spaltung, Stigmatisierung oder Ausgrenzung zu fördern.
Denn hinter jeder Entscheidung stehen Menschen, die auf die Wirkung angewiesen sind, nicht auf Worte. Menschen wie meine Bekannte, die jeden Tag Bus und Bahn nutzt und sich wünscht, dass Rampen und Aufzüge funktionieren. Menschen wie mein Freund, der trotz körperlicher Einschränkungen jeden Tag arbeitet und trotzdem auf Unterstützung angewiesen ist. Und Menschen wie ich, die erwarten, dass Politik praktisch und gerecht handelt.
Lorenzo
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Finde ich super was du screibst.
Und was ich auch gut finden würde, nicht den !Armen mit Füßen treten wie bei den Bürgergeld sondern auf die Leute zugehen und fragenw as sie gerne verändern möchten in Deutschland.
Aber die sind alle hier auf ihrem Ego trip
Und keine Steuern mehr, das alles was mit Krankheiten, Medikamente zutun hat, kostenlos ist.
Danke dir, Moira! ?
Ja, genau das ist der Punkt: Anstatt ständig über Menschen, die wenig haben, zu reden, sollte man endlich mit ihnen reden. Niemand kennt die Probleme besser als diejenigen, die sie täglich erleben.
Dein Gedanke zu den Gesundheitskosten ist absolut richtig: Krankheit darf kein Luxus sein. In einer sozialen Gesellschaft sollte niemand Angst haben müssen, sich Medikamente oder Behandlungen nicht leisten zu können.
Leider hast du recht: Zu viele in der Politik scheinen auf ihrem Ego-Trip zu sein – und oft fehlt ihnen auch die Weitsicht. Manche halten an dem Irrglauben fest, sie könnten die Wähler:innen der AfD zurückgewinnen, indem sie deren Parolen übernehmen oder ihnen hinterherlaufen. Aber das ist schlichtweg falsch. Wer Hass nachahmt, stärkt nur den Hass.
Echte Politik braucht Haltung, keine Anpassung. Vielleicht bewegt sich etwas, wenn wir weiter laut bleiben und genau das einfordern. ?
Lorenzo
Du hast mit allem so recht, Lorenzo. Und das Schlimme ist: Das, was du dir wünschst, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Je älter ich werde, umso weniger ertrage ich diese leeren Worte und das Theater, die Unehrlichkeit und das Suchen von Sündenböcken.
Danke dir, Angela! ?
Ja, genau das denke ich auch: Vieles von dem, was ich mir wünsche, sollte eigentlich selbstverständlich sein, zum Beispiel Menschlichkeit, Ehrlichkeit und Verantwortung.
Aber wie du sagst, merkt man mit jedem Jahr deutlicher, wie viel in der Politik nur noch aus Show und Schlagzeilen besteht. Und die ständige Suche nach Sündenböcken macht alles nur schlimmer.
Trotzdem glaube ich, dass sich etwas ändern kann – vielleicht nicht von oben, sondern von unten, durch Menschen wie uns, die hinschauen, hinterfragen und nicht alles hinnehmen. Das macht Mut und zeigt, dass Ehrlichkeit noch zählt. ?✨
Lorenzo