Hass entsteht nicht plötzlich. Er wurde eingeladen. Er wurde geduldet. Verharmlost. Und inzwischen fühlt er sich überall zu Hause.
Was wir erleben, ist kein „rauer Ton“ und auch kein normales Pendeln gesellschaftlicher Debatten. Es ist ein moralischer Verfall, bei dem Menschen wieder systematisch und bewusst zu Zielscheiben gemacht werden – oft mit Applaus aus dem digitalen Publikum.
Wir nennen es Meinung.
Wir nennen es Kritik.
Wir sagen: „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.“
In Wahrheit ist es jedoch oft nichts anderes als pure Verachtung.
Hass ist kein Gefühl – Hass ist eine Entscheidung
Hass entsteht nicht im luftleeren Raum. Er wird genährt durch Sprache, durch Wiederholung und durch Gleichgültigkeit. Durch die ständige Einteilung der Welt in Gut und Böse, Wir und Die, Richtig und Wertlos.
Wenn Menschen nur noch als Problem, Gefahr oder Karikatur wahrgenommen werden, ist der Schritt zur Gewalt nicht mehr weit. Worte schaffen Wirklichkeit – und irgendwann auch Täter.
Die jüngsten schrecklichen Gewalttaten in Australien führen uns das auf brutale Weise vor Augen. Unschuldige Menschen wurden Opfer eines Hasses, der längst gestoppt werden musste. Und das nicht irgendwo im Verborgenen, sondern mitten in einer offenen Gesellschaft. Mitten im Alltag.
Das ist keine Tragödie aus dem Nichts. Es ist das Ergebnis jahrelanger Verrohung.
Die große Lüge der Unschuld
Besonders perfide ist die Rolle derer, die sich für unbeteiligt halten.
Die schweigen.
Die relativieren.
Die abwinken.
„So schlimm ist es doch nicht.“
„Man wird ja wohl noch fragen dürfen.“
„Das hat doch nichts mit mir zu tun.“
Doch genau diese Haltung macht den Hass salonfähig. Wer Hass duldet, weil er selbst (noch) nicht betroffen ist, macht sich mitschuldig an seinem Wachstum. Neutralität gegenüber Menschenverachtung ist keine Tugend, sondern Feigheit.
Wenn Entmenschlichung normal wird
Wir haben es zugelassen, dass
- Menschen auf ihre Herkunft reduziert werden.
- Religion wieder als Makel gilt.
- Minderheiten zu Sündenböcken erklärt werden.
- Gewalt sprachlich vorbereitet und moralisch entschärft wird.
Hass braucht keine Mehrheit. Er braucht nur genug Gleichgültigkeit.
Während wir darüber diskutieren, ob Worte „zu hart“ waren, sterben Menschen.
Die radikale Schlussfolgerung
Es reicht. Nicht irgendwann. Nicht „nach der nächsten Wahl“. Nicht, wenn sich die Lage beruhigt.
Eine Gesellschaft, die Hass toleriert, entscheidet sich aktiv gegen Menschlichkeit.
Wer bei Hass wegschaut, steht nicht daneben, sondern auf der falschen Seite. Wer relativiert, macht sich zum Komplizen. Wer schweigt, schützt nicht den Frieden, sondern den Täter von morgen.
Die bequeme Illusion, man könne unpolitisch bleiben, während Menschen entmenschlicht werden, ist vorbei. In Zeiten wie diesen gibt es keine Neutralität mehr. Nur Haltung – oder Kapitulation.
Wir müssen aufhören, Hass zu erklären.
Wir müssen aufhören, ihn zu therapieren.
Wir müssen aufhören, ihn zu entschuldigen.
Hass muss nicht diskutiert, sondern zurückgedrängt werden. Überall. Sofort. Konsequent.
Denn wenn wir weiterhin zulassen, dass Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihrer bloßen Existenz zur Zielscheibe werden, dann verlieren wir nicht nur Anstand und Sicherheit.
Dann verlieren wir auch das Recht, uns eine zivilisierte Gesellschaft zu nennen.
Lorenzo
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