Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung

Heute ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung. Er wird von den Vereinten Nationen als Gedenk- und Aktionstag ausgerufen, um die Öffentlichkeit für die Probleme von Menschen mit Behinderungen zu sensibilisieren und das Engagement für diese Menschen zu fördern. Das ist richtig und wichtig, aber ich finde es eigentlich schlimm genug, dass wir Menschen mit Behinderung überhaupt einen solchen internationalen Tag brauchen.

Warum sind Inklusion und Gleichberechtigung heute noch keine Selbstverständlichkeit? Jeder achte Mensch in Deutschland hat eine Behinderung. Warum müssen wir dann immer noch für unsere Rechte und Inklusion kämpfen, wie ich in meiner Kolumne „Krüppel oder Depp? Es ist egal, wie man uns nennt“ im Oktober 2022 angesprochen habe? Im Alltag, in der Arbeitswelt, in der Liebe, in der Sexualität. Das will mir nicht in den Kopf. Wir sehen vielleicht komisch aus, aber wir sind nicht dumm.

Symbolbild: Inklusion

Ich zum Beispiel bin seit 2018 nach fünf Jahren wieder arbeitslos und habe immer noch keinen neuen Job. Dabei habe ich „nur“ eine Behinderung und sonst nichts. Im Kopf bin ich manchmal klarer als Menschen ohne Behinderung. 😉 Zum Glück habe ich noch meine Aufgaben in meinem grünen Ortsverband, in der Kommunalpolitik, im Dorfladen, für die Norderstedter Tafel und für das Hamburger Weihnachtskontor. Alles ehrenamtlich, aber immerhin. Und das ist für mich gelebte Inklusion. 🙂 Ansonsten weiß ich mich zum Glück auch ohne Job zu beschäftigen.

Ein Job wäre natürlich schöner, aber ich habe jetzt meine Erwerbsminderungsrente beantragt, weil ich sowieso keine Chance mehr auf einen Job habe. Denn das Jobcenter zahlt aufgrund des ärztlichen Gutachtens sowieso keine Zuschüsse mehr an meine potentiellen Arbeitgeber. Und damit sinken meine Chancen auf einen Arbeitsplatz noch weiter gegen Null. In dem Gutachten steht, dass ich körperlich höchstens noch 15 Stunden in der Woche arbeiten könnte. Das stimmt wahrscheinlich auch, bedeutet aber auch, dass ich auf jeden Fall eine Erwerbsminderungsrente beantragen muss. Aber ob die Rentenversicherung die Erwerbsminderung wirklich anerkennt, ist noch fraglich. Selbst wenn sie ja sagt, fehlen mir immer noch fünf Jahre, in denen ich in die Rentenversicherung einzahle. Mit dem Bürgergeld würde ich nichts einzahlen, wenn ich beim Jobcenter bleibe. Du siehst also, das ist alles gar nicht so einfach.

Was mich noch ärgert, ist, dass man uns viel zu oft das Bedürfnis nach Liebe und Sexualität abspricht und nichts tut. Ja, manche Behinderte brauchen dabei vielleicht Hilfe. Na und? Was ist daran so schlimm?

Wie siehst du das Thema und Inklusion? Hast du Fragen an mich? Dann schreibe mir einen Kommentar hier unten.

Lorenzo

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2 Kommentare

  1. Hallo Lorenz,
    du hast völlig recht, Inklusion und Gleichberechtigung müssen endlich selbstverständlich sein !!!
    Ich kenne sehr viele wunderbare Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen, jede/jeder hat ihre/seine Stärken, wie alle Menschen.
    Wichtig ist für mich die radikale Akzeptanz und Wertschätzung der Vielfältigkeit aller Menschen.
    Ich wünsche dir eine schöne Vorweihnachtszeit,
    liebe Grüße Maike

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