Kennst du einen Saugling?

Das ist nicht mit Säugling zu verwechseln. Das ist ein Staubsauger. Den Namen habe ich noch nie gehört. Und du? Mein Vater und ich haben während des Urlaubs in Albstadt in unserem Haus, wo Oma wohnte, ein Buch von 1925 gefunden. In diesem Buch ist der Saugling herrlich beschrieben:

„Gegen den Staub führt die Hausfrau einen nie zu Ende kommenden Kampf. Überall dringt er ein, und jeden Tag setzt er sich wieder da an, wo man ihn gestern vertrieben hat.“
„Die dauernde Bekämpfung des Stauben wird „zuweilen verdrießlich, für ältere und gebrechliche Frauen fast zur Qual, und bequemen jüngeren Leuten kann man sie nicht ohne weiteres anvertrauen.“

So war es 1925 eben noch. Den nie zu Ende kommenden Kampf führte natürlich die „Hausfrau“, die Männer hatten damit nichts zu tun. „Zum Glück hat die neuzeitliche Technik auch in dieser Beziehung dem Menschen Mittel zur Überwindung des Übels an die Hand gegeben“, heißt in den Buch aus der „Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens“.

Der Stromverbrauch vom Saugling „ist gering“, etwa ein Drittel eines Bügeleisen, ungefähr 0,17 Kilowatt. Der Strom war damals relativ teuer. Außerdem war längst nicht jeder Haushalt schon angeschlossen. Deswegen hat das Buch den Strompreis wohl auch erwähnt.

Der Saugling wurde von der 1837 gegründeten Firma Borsig in Berlin herstellt. Borsig war eigentlich auf Lokomotivbau spezialisiert, aber ab 1920 bauten sie vermehrt „Entstäubungsanlagen“, weil das Lokomotivbau-Geschäft nicht mehr lief. 1922 kam der Saugling auf den Markt. Und 1924 brachte Borsig schon eine verbesserte billigere leichtere Version, die 140 Mark kostete. Das war damals aber verdammt viel Geld bei einem durchschnittlichen Stundenlohn von 70 Pfennig.

Lorenzo

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